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Digitalisierung im Betrieb: Status quo

Digitale Lösungen im Pflanzenbau sind längst den Kinderschuhen entwachsen und werden heute schon in breitem Umfang in der Praxis eingesetzt, wo sie konventionell und ökologisch wirtschaftenden Betrieben gleichermaßen Vorteile bringen. Die Nutzung von Daten mithilfe digitaler Technologien versetzt Betriebsleiterinnen und -leiter in die Lage, fundierte Entscheidungen zu treffen, Betriebsmittel effizienter einzusetzen und die Dokumentation zu vereinfachen, um rentabler und nachhaltiger zu wirtschaften.

In den letzten Jahren hat das digitale Expansionstempo infolge fortschrittlicher Sensortechnik und Cloud-Anwendungen weiter angezogen. Die intelligente Vernetzung von Produktionsprozessen findet dabei nicht nur auf den landwirtschaftlichen Betrieben statt, sondern auch im vor- und nachgelagerten Bereich und damit über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg. Somit bietet die Digitalisierung ein effizientes Werkzeug, das dem Landwirt und der gesamten Wertschöpfungskette dazu verhilft, ihre ökonomischen und ökologischen Anforderungen zu verfolgen. 

Chancen der Digitalisierungen werden zunehmend erschlossen

Landwirtinnen und Landwirten ergreifen zunehmend die Chancen der Digitalisierung und die damit verbundenen Vorteile. Das zeigt eine Studie des Digitalverbands Bitkom und der DLG (Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft) aus dem Jahr 2024. Demnach bringen bereits 36 % bzw. 30 % der Höfe Düngemittel bzw. Pflanzenschutzmittel teilflächenspezifisch aus. Vorausschauende Wartung, z. B. für Landmaschinen, setzt ein Viertel der Betriebe ein. Laut der Studie hat der Einsatz digitaler Technologien im Ackerbau von 2022 bis 2024 grundsätzlich zugenommen. Am verbreitetsten sind demnach GPS-gesteuerte Landmaschinen, die bereits 69 % der Betriebe einsetzen, gefolgt von digitalen Ackerschlagkarteien.

Die Nutzung digitaler und smarter Technologien in der Landwirtschaft wird mit dem Begriff Smart Farming zusammengefasst. Nach Angaben der Expertenkommissionen Forschung und Innovation (EFI) der Bundesregierung werden dabei sowohl die von vernetzten Geräten erfass­ten Daten als auch deren Verarbeitung mit weite­ren kontextspezifischen Daten genutzt, um Landwirtinnen und Landwirten bei betrieblichen Entscheidungen zu unterstützen oder diese zu automatisieren. Das Aufgabenspektrum reicht dabei von der automati­sierten Datenerfassung über die Optimierung der Betriebsplanung bis hin zu einer effizienteren Gestaltung der Buchhaltung.

 

Vorteile digitaler Technologien

Digitale Technologien können verschiedenen Nutzen bieten, hinsichtlich der Qualität der Arbeit und der Ernteprodukte ebenso wie mit Blick auf ökologische und ökonomische Kriterien. Weiche Faktoren wie eine verbesserte Work-Life-Balance werden auch gefördert. Nicht zuletzt wirken sich ein geringerer Betriebsmitteleinsatz und die gesteigerte Produktivität auch positiv auf die Einkommen aus und können zur Stabilisierung der Einkommenssituation der Betrieb beitragen. Hier nur einige Beispiele:

  • Fahrerassistenzsysteme auf Mähdreschern überwachen permanent die Qualität des geernteten Erntegutes (Bruchkorn, Besatz) und passen bei Bedarf Dreschkorbabstand und Dreschtrommeldrehzahl automatisch an.
  • Sensortechnik auf Einzelkornsämaschinen überwacht zusammen mit automatisierten Dosiereinrichtungen die Ablagequalität (Längsverteilung, Doppel-, Fehlbelegungen etc.) und reguliert bei Bedarf nach.
  • NIRS-Sensoren am Güllefass erfassen die Inhaltsstoffe des Wirtschaftsdüngers, wodurch eine bedarfsgerechte Pflanzenernährung erfolgen kann.
  • NIRS-Sensoren am Feldhäcksler erfassen die Qualität der Ernteerzeugnisse, woraus die Tierernährung ihren Nutzen ziehen kann.
  • Der Ersatz papierbasierter Betriebsführung durch einen datengetriebenen Ansatz reduziert den hohen manuellen Aufwand für Routine- und Dokumentationsaufgaben drastisch und setzt wertvolle Zeit und Ressourcen frei. 
  • Farm-Management-Informationssysteme (FMIS) unterstützen durch automatisierte Datenerfassung und -verarbeitung Betriebsleiterinnen und -leiter bei der Planung, Überwachung, Dokumentation und Optimierung von Betriebsprozessen, beispielsweise durch automatisiert erstellte Ackerschlagkarteien.
  • GPS-gestützte Lenksysteme sparen Zeit z. B. beim Wendevorgang, entlasten die Fahrer, sorgen für eine höhere Arbeitsqualität und ermöglichen exzellente Arbeitsergebnisse auch bei Nacht.
  • Die automatisierte, teilflächenspezifische Ausbringung von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln nach digitalen Applikationskarten bietet die Möglichkeit des effizienteren Einsatzes von Betriebsmitteln, welches gleichzeitig Einfluss auf die Betriebskosten nimmt. Die Wirkung von teilflächenspezifischer Bewirtschaftung ist umso größer, je heterogener die Flächen sind.

Große Mehrheit sieht Digitalisierung als Chance

Immer mehr Betriebe in Deutschland nutzen digitale Technologien und Verfahren. Die Ergebnisse der bereits erwähnten Studie des Digitalverbands Bitkom und der DLG zeigen, dass eine große Mehrheit (79 %) der Landwirtinnen und Landwirte die Digitalisierung als Chance für ihren Betrieb sieht. Als größte Vorteile digitaler Anwendungen werden die Zeitersparnis (69 %), eine höhere Effizienz in der Produktion (61 %) und körperliche Entlastung (57 %) genannt.

Auch für die Zukunft des gesamten Sektors setzen die Betriebe große Hoffnungen in digitale Lösungen, um die landwirtschaftliche Produktion gleichzeitig nachhaltiger und effizienter zu gestalten: 80 % der Landwirtinnen und Landwirte sind überzeugt, dass ihnen digitale Technologien eine ressourcenschonendere  landwirtschaftliche Produktion ermöglichen, 91 % sehen sie als Hilfsmittel, um Dünger, Pflanzenschutzmittel und andere Ressourcen einzusparen, weitere 67 %, um langfristig Kosten zu senken und 60 %, um die Qualität landwirtschaftlicher Produkte zu verbessern.

Häufig noch unzureichende Kompatibilität und Netzanbindung

Daten sind das Fundament für eine Digitalisierung von Prozessen in der Landwirtschaft. Entscheidend dafür ist ein reibungsloser Datenaustausch zwischen allen technischen Komponenten und Geschäftspartnern. Derzeit werden digitale Lösungen noch stark von Insellösungen unterschiedlicher Hersteller geprägt. Eine Vernetzung mit Systemen und Anwendungen anderer Anbieter ist häufig nicht oder nur eingeschränkt gegeben, da passende Schnittstellen oder Datenstandards fehlen. Derartige Kompatibilitätsprobleme erschweren die Arbeit der Landwirtinnen und Landwirte und sorgen dafür, dass das technische Potenzial digitaler Lösungen in vielen Fällen nicht voll ausgeschöpft werden kann.

Ein weiterer begrenzender Faktor für eine beschleunigte Umsetzung digitaler Prozesse in der Praxis ist nach wie vor die unzureichende Mobilfunknetzabdeckung in vielen ländlichen Gebieten. Häufig sind nur schmalbandige Netzzugänge mit niedrigen Datenraten vorhanden, die eine Nutzung vieler echtzeitfähiger, aber auch datenintensiver Anwendungen nicht ermöglichen. Mitunter ist überhaupt keine Mobilfunkversorgung gegeben. Das macht den Breitbandausbau zu einer wesentlichen Zukunftsfrage für ländliche Räume.

Akzeptanzhemmnisse beseitigen

Damit die Digitalisierung zügig und flächendeckend in der Landwirtschaft umgesetzt werden kann, müssen letztlich auch diejenigen überzeugt werden, die noch Zweifel an ihr haben. Insbesondere kleine und mittlere Betriebe sehen den oft hohen Investitionsbedarf als Einstiegshürde. Datenschutz und Datenhoheit, die Schnittstellenproblematik, mangelnde Anwenderfreundlichkeit und fehlendes IT-Know-how sind weitere häufig genannte Akzeptanzhemmnisse.   

Um den digitalen Wandel in der Landwirtschaft erfolgreich zu gestalten, müssen erforderliche Rahmenbedingungen geschaffen werden, um Akzeptanz zu schaffen. Die Schaffung finanzieller Anreizsysteme kann dazu ebenso zählen wie der überbetriebliche Einsatz digitaler Technik in Form von Maschinengemeinschaften. Des Weiteren gilt es, die Digitalkompetenz von Landwirtinnen und Landwirten mit passenden Beratungs-, Aus- und Weiterbildungsangeboten zu stärken, damit diese die Vorteile der sich rasant entwickelnden digitalen Technologien umfassend nutzen können. 

AGRITECHNICA informiert über aktuelle Lösungen

Die AGRITECHNICA 2025 als führende Plattform für Innovationen zielt mit ihrem Leitthema „Touch Smart Efficiency“ darauf ab, eine Nähe zu digitalen Lösungen zu schaffen und lädt Landwirtinnen, Landwirte und Lohnunternehmer ein, deren Potenziale zu entdecken und über Herausforderungen in der Umsetzung zu diskutieren. Die Fachbesucherinnen und Fachbesucher können sich in Hannover über aktuelle digitale Lösungen informieren und sich aus erster Hand über deren Potenzial zur Optimierung von Prozessen und Ressourcen beraten lassen. Dabei wird sich zeigen, dass sich das Leitthema der AGRITECHNICA – „Touch Smart Efficiency“ – unaufhaltsam von der einstigen Vision zur breit praktizierten Realität entwickelt.